Der Solar Decathlon an der TU-Darmstadt

Die Ausgangssituation für dieses besondere Demonstrationsprojekt bilden die energiewissenschaftlichen Aktivitäten und Forschungen der TU Darmstadt im Themenbereich Energie. Nach Gründung des TU Darmstadt Energy Centers im Jahr 2007 mit mehr als 30 in der Energieforschung beteiligten Fachgebieten, der Einrichtung des Masterstudiengangs Energy Science and Engineering und der Darmstädter Exzellenz-Graduierten- schule für Energiewissenschaft und Energietechnik geht es mit der Entwicklung des Kompetenz- und Anwendungszentrums Energie sowie des Projekts EnEff:Stadt Campus Lichtwiese, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), weiter. Die TU Darmstadt leistet damit bereits jetzt nennenswerte Beiträge, um die Energiewende voranzutreiben. Das hier dokumentierte Projekt CUBITY stellt einen weiteren Baustein im Rahmen dieser Aktivitäten dar. Gleichzeitig wird durch CUBITY die erfolgreiche und öffentlichkeitswirksame Präsenz der TU Darmstadt im Solar Decathlon fortgeführt.

Der Solar Decathlon

Der Solar Decathlon ist ein auf Initiative des amerikanischen Energieministeriums hin 2002 ins Leben gerufener internationaler Hochschulwettbewerb. Er fand von 2005 bis 2011 alle zwei Jahre in den USA in Washington D. C. statt. Seit 2013 wechselt er seinen Austragungsort und erhöht so seine Strahlkraft über das ganze Land. Seit 2010 gibt es zusätzlich einen europäischen Wettbewerb, den Solar Decathlon Europe. Dieser tourt ebenfalls zweijährig durch Europa. Bisherige Austragungsorte waren 2010 und 2012 Madrid und 2014 Paris. Seit Kurzem gibt es Ableger des Wettbewerbs in China und Südamerika. In jedem Wettbewerb treten maximal 20 dafür vorqualifizierte Teams von Hochschulen und Universitäten aus der ganzen Welt gegeneinander an. Zweck des Solar Decathlon ist es, im Rahmen von Bauausstellungen die Potenziale des solaren und nachhaltigen Bauens sowie solarer Energieerzeugung anhand von realisierten Objekten einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Solar Decathlon bedeutet solarer Zehnkampf. Seinem Namen entsprechend besteht der Wettbewerb aus zehn Disziplinen. Die von den Hochschulteams entworfenen und gebauten Gebäude werden im Rahmen des Wettbewerbs – einer Bauausstellung vergleichbar – auf dem Veranstaltungsgelände aufgebaut und in den zehn Disziplinen miteinander verglichen. Jede Disziplin besteht dabei aus fünf objektiven und fünf subjektiven Kategorien. Das bedeutet, dass die Hälfte der Kriterien gemessen wird (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Beleuchtungsstärke, Stromerzeugung, Energieverbrauch etc.) und die restlichen Kriterien durch Fachjurys, die Rundgänge durch die Häuser vornehmen, bewertet werden. 2007 nahm das erste deutsche Team unter Leitung von Prof. Manfred Hegger, Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen der TU Darmstadt, erstmalig am Solar Decathlon in Washington D. C. teil. Zur Überraschung und letztlich zur Faszination aller Involvierten gewann das Team aus Deutschland, neben dem nur ein weiteres europäisches Team teilnahm, den Solar Decathlon 2007. Zwei Jahre später verteidigte das Team erfolgreich seinen Titel in den USA.

Die beiden Projekte erfreuen sich auch heute noch großen Interesses; sie stehen auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt und noch immer besichtigen Besucher*Innen aus der ganzen Welt die Gebäude.

Die TU Darmstadt errang dadurch sowie durch die Beteiligung von Prof. Anett-Maud Joppien am Solar Decathlon Europe 2010 internationale Anerkennung in der Entwicklung und im Bau von Plusenergiegebäuden.

Solar Decathlon 2007 – The Solar House

Das für zwei Personen entworfene Haus hat eine Grundfläche von 54 Quadratmetern. Architektonisch setzt der kleine Bau auf einfache, flexible Lösungen. Die prägenden Elemente sind eine Schlaf- und eine Wohnkuhle. Das Energiekonzept basiert auf der Nutzung passiver Systeme, bevor auf aktive Systeme zurückgegriffen wird, die in die Architektur integriert sind. Die durch die kompakte Bauform reduzierte Gebäudehülle weist einen hohen Dämmstandard auf. Das Gebäude ist im Zwiebelprinzip aufgebaut, mit verschiedenen Schichten, die sich um den inneren Kern legen. Sowohl die Strom- als auch die Wärmebereitstellung erfolgen mittels regenerativer Energien. Drei verschiedene Arten von Photovoltaikelementen sorgen für den notwendigen Strom. Der Wärmebedarf wird über solarthermische Kollektoren und eine Wärmepumpe gedeckt.

Solar Decathlon 2009 – surPLUShome

Die Idee des Hauses basiert auf einem Einraumkonzept, in dessen Raummitte in einem zweigeschossigen Möbel alle notwendigen Funktionen wie Küche, Bad, Treppe und Stauraum sowie die gesamte Technik integriert sind. Im surPLUShome sind Energieeinsparung, -effizienz und -gewinnung aufeinander abgestimmt. Die Gebäudehülle in Passivhausqualität sorgt für geringe Energieverluste und eine hohe Behaglichkeit. Die in die Gebäudehülle – auf dem Dach und an der Fassade – integrierten unterschiedlichen Photovoltaiktechnologien stellen die Energie bereit. Die Gebäudehülle ist somit nicht mehr nur aus gestalterischer Sicht zentraler Bestandteil des Entwurfs, sondern rückt aufgrund des wachsenden Energiebedarfs vermehrt auch unter technologischen Gesichtspunkten als solaraktive Schicht in den Mittelpunkt. Insgesamt wird 2,5-mal mehr Energie gewonnen, als der Energieverbrauch des Hauses für einen Zweipersonenhaushalt beträgt.

Solar Decathlon Europe 2010 – House of Europe

Die Leitidee war, ein Gebäude zu entwickeln, das mit geringfügigen Änderungen der Gebäudehülle einen Standortwechsel von warmen in gemäßigte Klimata ermöglicht.

Der Gebäudeentwurf basiert auf zwei solaraktiven Wandscheiben. Zwischen diesen beiden Wänden spannt sich der Wohnraum, der sich durch Glasschiebeelemente nach beiden Seiten öffnen lässt und somit einen fließenden Raum gestaltet. Ein auf den Wandscheiben aufliegendes Tragwerk überspannt den Innenraum stützenfrei. Im Inneren bildet ein multifunktionales, zweigeschossiges Raummöbel das bestimmende Element.

Das Gebäude stellt über das Jahr gesehen mehr Energie her, als die Bewohner verbrauchen. In die solaraktive Südwand sind 115 individuell gestaltete Photovoltaikelemente integriert. Die nördliche Wand dient mittels solarthermischer Kollektoren der Warmwasserbereitung. Das Lüftungskompaktgerät mit einer Luft-/Wasserwärmepumpe ist in der Lage, sowohl zu heizen als auch zu kühlen.