Die Reduzierung des Energieverbrauchs im Gebäudebetrieb schont vor allem energetische Ressourcen. Mit fortschreitender Verringerung des Energieverbrauchs im Betrieb wird der Energie- und Ressourcenverbrauch für die Herstellung, Instandhaltung und Entsorgung der Gebäudekonstruktion relevant. Somit rückt die Wahl des Baumaterials und der Konstruktion unter dem Aspekt der Ressourcenschonung und der Reduzierung der Umweltwirkungen in der Gebäudekonstruktion in den Vordergrund.
Um dies messbar machen zu können, wurde die Methode der Ökobilanzierung entwickelt. Eine Ökobilanz (Life Cycle Assessment – LCA) analysiert den gesamten Lebensweg eines Gebäudes hinsichtlich seiner Umweltwirkungen in verschiedenen Umweltwirkungskategorien (Treibhauseffekt, Versauerung, Ozonabbau etc.). Dies beinhaltet die Herstellung, Instandhaltung und Entsorgung der Gebäudekonstruktion sowie den Gebäudebetrieb. Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Ökobilanz von Gebäuden maßgeblich. Analog zu den Lebenszykluskosten fallen im Bereich Ökobilanzierung relevante Entscheidungen in frühen Planungsphasen. Grundsätzliche Überlegungen zur Materialwahl, aber auch innovative architektonische Konzepte wie für CUBITY können die Ökobilanz positiv beeinflussen.
Grundlagen
Für die Ökobilanzierung von Gebäuden wurde von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e. V.) auf Basis der internationalen Normen eine Reihe von Festlegungen getroffen, die eine Vergleichbarkeit gewährleisten. Für die Ökobilanzierung von CUBITY wurden die Regelaufbauten der Bauteile und ihre Mengen im Gebäude bewertet, Anschlüsse blieben unberücksichtigt. Für die Berücksichtigung des Gebäudebetriebs wurden die EnEV-Berechnung und die Ertragsberechnung der PV-Anlage verwendet. Die Bewertung erfolgte im Vergleich mit den Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen für den Neubau von Wohngebäuden mit mehr als sechs Wohneinheiten in der Version 2012 (NWO12).
Ergebnisse
CUBITY hat in allen betrachteten Umweltwirkungen geringere Emissionen als ein konventionelles Gebäude mit einer Energieversorgung gemäß geltender Energieeinsparverordnung (Gas-Brennwertkessel mit Solarthermie, Abluftanlage). In sechs der sieben Wirkungskategorien unterschreitet CUBITY zum Teil deutlich die Zielwerte der DGNB für ein nachhaltiges Gebäude.
Die Einsparungen ergeben sich zu einem wesentlichen Teil aus der Energieproduktion des Gebäudes mittels PV-Anlage. Durch die Umwandlung von Sonnenlicht in Strom wird der Bezug von Strom aus nicht erneuerbaren Energieträgern über das Stromnetz reduziert. Außerdem wird überschüssiger Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist und ersetzt dort ebenfalls nicht erneuerbaren Strom. Beide Effekte führen dazu, dass die Umweltwirkungen des Gebäudebetriebs in einigen Wirkungskategorien unter null liegen, CUBITY die Umwelt also aktiv entlastet, indem es auch erneuerbaren Strom für andere bereitstellt.
Die Einsparungen aus der Gebäudekonstruktion fallen im Vergleich zum DGNB-Referenzgebäude dagegen geringer aus. In der Abbildung „Vergleich der Umwelteinwirkungen“ sind die Ergebnisse der Ökobilanzierung von CUBITY für die Umweltwirkungskategorie „Treibhauspotenzial“ (Beitrag zum Klimawandel, gemessen in kg CO2-Äquivalent) der Gebäudekonstruktion (Herstellung, Instandhaltung und Entsorgung, ohne Betrieb) dargestellt. Das Treibhauspotenzial liegt insgesamt über dem eines konventionell konstruierten Gebäudes (DGNB-Referenzgebäude). Insbesondere die Außenwände (Kostengruppe 330) und die Starkstromanlagen haben einen erheblichen Anteil am Treibhauspotenzial der Gebäudekonstruktion.
Bei der Außenwand resultieren die höchsten Beiträge aus der Polycarbonatfassade und den Aluminiumfenstern – siehe obere Kreisgrafik. Die Holztragkonstruktion ist dagegen CO2-neutral und hat keinen sichtbaren Beitrag in dieser Wirkungskategorie. Bei den Starkstromanlagen – siehe untere Kreisgrafik – resultieren die Emissionen nahezu vollständig aus der Herstellung der Photovoltaikanlage. Diese ist wiederum die Voraussetzung für die geringeren Umweltwirkungen in der Betriebsphase.