Die Entwurfsaufgabe gab vor, im Schlosspark von Versailles anlässlich des Solar Decathlon Europe 2014 auf einem klassischen, idealstadtartigen Raster mit Parzellen von 16 x 16 Metern ein innovatives, nachhaltiges, energetisch wie auch architektonisch hochwertiges Wohncluster für mindestens zehn studentische Bewohner*Innen zu entwickeln. Ziel des Entwurfs war es daher, ein räumliches Element – Raumzelle/Modul/Unit – zu entwickeln, das vorgefertigt und anschließend zum Wettbewerbsort transportiert werden konnte.
Neben Wirtschaftlichkeit und Transportierbarkeit als grundlegende technische Parameter für die Realisierung stand die Auseinandersetzung mit dem modularen Bauen und mit minimalen Grundrissen im Mittelpunkt. Der durchschnittliche, sehr hohe Flächenbedarf für Wohnraum in Deutschland war zu hinterfragen. Es wurde Kreativität bei der Entwicklung der Grundrisse mit hoher Flexibilität und Wandelbarkeit erwartet. Die Leichtigkeit und Intelligenz der Konstruktion und das sinnvolle Fügen von Hülle, Öffnung und Tragwerk waren wesentliche Anforderungen, die bereits in der Konzeptphase zu entwickeln waren. Wohnen auf minimiertem Grundriss erfordert ein Infragestellen konventioneller Bilder von Möblierung und Nutzung (Wohnen, Arbeiten, sanitäre Einrichtung). Die im akademischen Alltag oft geübte Integration technischer Systeme in den Grundriss und von Energieerzeugungsanlagen in die Fassade sowie das Ausbalancieren von aktiven und passiven Maßnahmen innerhalb eines Gebäude- und Energiekonzepts waren notwendiger Bestandteil der Lösung. Der energetische Standard Effizienzhaus Plus (Aktiv-Haus) sollte erreicht werden.
Grundstück Versailles
Das ursprüngliche Grundstück auf dem Wettbewerbsgelände des Solar Decathlon Europe 2014 in Versailles war durch drei unterschiedliche städtische Randbedingun- gen, für die konzeptionelle Lösungen erarbeitet werden mussten, gekennzeichnet. Nach Norden orientierte sich das Cluster mit einer Größe von 16 x 16 Metern zur Haupterschließungsachse der Promenade des Solar Decathlon, an der sich im weiteren Verlauf die Wettbewerbsbeiträge wie an einer Perlenschnur aufreihten. Dieser Schauseite gegenüberliegend befand sich ein Leerraum im Raster, ein innerer Freiraum, der an einen kleinmaßstäblichen Quartiersplatz erinnert, während sich die beiden Flanken, durch die große Nähe zu den Nachbarclustern bedingt, mit der Frage von Nähe und Distanz, von Dichte und Kommunikation auseinandersetzen mussten. Da im weiteren Verlauf die Realisierung der solar city von den Organisatoren aufgegeben werden musste, wurde als neuer Standort des Projekts ein Grundstück gut sichtbar am Eingang der Süd-West-Flanke des Geländes festgelegt.
Raumprogramm
Ausgangspunkt war eine Anordnung von zehn Modulen. Entwurfsbedingt konnten auch zusätzliche Elemente geplant werden. Die Größe der einzelnen Module war frei wählbar, lediglich die Transportierbarkeit per Lkw musste von Beginn an berücksichtigt werden. Auch eine Teilbarkeit einzelner Module war – wenn strukturell sinnvoll – denkbar. Für den Solar Decathlon sollte je Modul mindestens eine Duschmöglichkeit, ein WC, ein Wohn-/ Schlafbereich und eine Kitchenette für drei bis vier Bewohner*Innen vorgesehen werden. Die Kitchenette konnte entfallen, wenn alternativ ein gemeinsamer Küchenbereich geplant wurde.
Jedes Cluster durfte maximal zweigeschossig überbaut werden, um denkmalpflegerische Vorgaben bezüglich der Sichtachsen zum Schloss Versailles einzuhalten. Dachterrassen, Dachgärten oder Energieerzeugungsanlagen auf den Dächern waren erlaubt. Im Interesse einer konzeptionell offenen Vorgehensweise wurde auf die Festlegung von vorgegebenen Flächen für die einzelnen Funktionen verzichtet. Jedes Modul sollte jedoch für eine vollwertige, mehrjährige Nutzung durch eine Person ausgelegt werden.